Heugebläse - Gisela Stammer

Sieben Tage Kindheit auf dem Land', wird eine norddeutsche Bauernfamilie aus Belldorf im Kirchspiel Schlöse, einem fiktiven Ort, fünfzehn Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges (1960) eine Woche lang unter die Lupe genommen und zusammen mit dem dörflichen Umfeld, den Einheimischen und den Flüchtlingen aus dem Osten, porträtiert.
Während die Eltern bei der Heuernte sind, nutzen die beiden jüngeren Kinder, Fritz und Grete, mit ihren Freunden verbotenerweise das Heugebläse als Rutsche, streiten und vertragen sie sich sich mit dem Nachbarsohn, verbinden sie ihre täglichen Pflichten, Holzholen, Schweine und Kühe von der Weide nach Hause treiben, zumindest für kurze Zeit mit unbeschwertem Spiel. An den Heuschlachten beteiligt sich auch die dreizehnjährige Lisa, die sonst für die Mutter bereits eine zuverlässige Haushaltshilfe ist – Arbeitskräfte beginnen in der Landwirtschaft knapp zu werden. Der Preisdruck nimmt zu und so ist es nicht verwunderlich, dass der Vater erste Rationalisierungsmaßnahmen vornimmt: die Pferde verlassen in dieser Woche für immer vom Hof. Sie machen Platz für eine schneller laufende Zeit. Ein Hof ohne Pferde ist für die Mutter nicht vorstellbar und für den Gespannführer, Onkel Heini, nicht zu verkraften.
Höhepunkt der Woche ist für Fritz das Abbrennen von Schwarzpulver, für die beiden Mädchen der sonntägliche Besuch bei ihrer im Haus wohnenden Ersatzoma, einer 'Ausgebombten' aus Bremen, die den Kindern den Blick in die schillernde Welt der Lesemappen eröffnet.
Getrübt wird der Alltag durch eine gewalttätige Dorfschullehrerin und Erinnerungen an den Krieg.
Gisela Stammer, geboren 1952, wuchs in Visselhövede-Nindorf mit ihren Geschwistern zusammen auf dem elterlichen Bauernhof auf. Nach dem Realschulabschluss absolvierte sie eine Ausbildung zur ländlichen Hauswirtschaftsgehilfin und gelangte schließlich über Umwege zum Studium (u.a. studierte sie Literaturwissenschaft und Philosophie) und nach Darmstadt, wo sie seit vierzig Jahren lebt, viele Jahre als teilzeitbeschäftigte Lehrerin an einer Beruflichen Schule arbeitete und zu schreiben begann.
Auch wenn es Gisela Stammer im Alter von achtzehn Jahren in die 'Ferne' zog, so waren doch die für sie so eindrucksvollen Erinnerungen an ihre von Naturnähe geprägten Kindheit stets dabei und haben dazu geführt, das Thema, 'Leben auf dem Land', in ihren Büchern aufzugreifen.